Georg Grau lokalisiert den Schlaf bereits 1688 in das Gehirn, nicht in den Magen, das Herz oder in die Milz. Gleichgewichtsreize wie zum Beispiel das Wiegen eines Kindes fördern nach seiner Auffassung das Einschlafen. Nächtliches Schnarchen ist mit Fettsucht und Rückenlage verbunden und beeinträchtigt die Funktion des Herzens und der Lunge. Damit dürfte Grau bereits 1688 eine der ersten Beschreibungen des obstruktiven Schlafapnoesyndroms vorgelegt haben.
Der Schlaf „sey eine wirckliche Krafft und natürliche lebhaffte Nothwendigkeit, … gebe … denen tiefen Gedanken Feyerabend, versencke sie gleichsam mit aller Lust in völlige Geniesungs-Ruhe.“
Grau gibt auch Hinweise zur optimalen Schlafdauer:
„Soll er weder zu viel noch zu wenig seyn / das ist man soll so lang
schlafen biß … die Geisterlein samt denen Gliedmassen wieder
erquicket und ergänzet seyn“.
Erstbeschreibung des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms 1688 durch Georg Grau aus Jena?
Bisher wird im Zusammenhang mit ersten Symptombeschreibungen der obstruktiven Schlafapnoe und der damit verbundenen Tagesmüdigkeit immer wieder Charles Dickens (1836/37) erwähnt.
Der zwischen 1658 und 1688 aktive Arzt Georg Grau teilt folgende Beobachtungen mit:
„Die XVI. Frag“ Woher koemts/ daß etliche unter den Schlafenden schnarchen?“:
„Das Schnarchen ist eine verdrießliche/ beschwerliche und unannehmliche Nacht-Music / denen Beyliegenden anzuhören / und ist nichts anders/ als die hinterhaltene Lufft in der Nasen/ weil sie nicht frey und ungehindert durch die Nasen kommen kann/ dahero diejenigen/ welche voller Dünste stecken/ und nicht allmählig ausdaemffen können/ dergleichen die von Natur ein dickes Blut haben/ oder sich berauscht schlafen legen/ als auch die/ so des ungestalten Rückenliegens gewohnet/ offters schnarchen müssen.“ (S. 67).
In der „XV. Frage. Ob das Schlafen mit offenem Munde Schaden bringe?“ stellt Grau fest, „Das Schlafen mit offenem Munde ist meistens der Fresser und Säuffer Art/ wiewol auch etliche sind / die aus Noth mit offenem Munde schlafen müssen/ weil ihre Nasenlöcher zu enge sind/ daß sie durch dieselbe nicht sattsam athmen können…“ (S. 65).
Die Folge sei: „Es erfahren auch solche Schläfer/ daß ihnen gegen dem Morgen der Hals trucken und der Mund bitter ist/ dahero sie öfters einen Durst bekommen; … denn die äußerliche Luft kann nicht so häuffig in die Lungen kommen… und die Hitz des Herzens besser mäßigen.“ (S. 66).
Die „Dauung“ wird „durch Schlafen mit zugethanem Munde … besser verrichtet“ (S. 66f.).
„Schnarchen und Schnauffen“ werden in folgenden Zusammenhang gebracht: „Schnarchen und Schnauffen machet/ denn der Rückgrad einwärts/ und die Brust obwärts zusammen dringen/ auch dem Athem seinen Raum benehmen/ daß die Brust in athemen gar über sich heben muß“ (S. 64).
Infolgedessen gäbe es „Alp oder Nachtdrücken/ schwere Noth/ Gicht/ Krampf/ Schlag/ und andere mehr/ denn das Hirn kann sich also von seiner Unreinigkeit durch die Augen/Nasen und Mund nicht saubern/ noch dieselbe ausführen.“ (S. 64).
Aus: Georg Grau: Hypnologia, Jena 1688
Datenquelle: Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB), digitaler Datensatz nach dem Original (Katalog Nr./Signatur Diaet.513). Mit freundlicher Genehmigung.
(Angesichts der anspruchsvollen Vorlage und der geringen Auflage werden die Standards des kleanthes Verlages bzgl. Recycling-Papier, Druckfarben auf pflanzlicher Basis etc. ausnahmsweise nicht berücksichtigt.)
Erscheinungsdatum: 15.03.2013
Herausgeber: Prof. Dr. med. habil. Ekkehart Paditz
Unveränderter Nachdruck des gesamten Buches
110 Seiten, Format 14 x 20cm
Spiralbindung, Cover und Rückseite mit Folie.
Papier: Color Copy
ISBN 978-3-942622-11-0